"Der Bien" - Dieser Ausdruck bezeichnet das Bienenvolk als Einheit, den nur als solches kann es existieren. Über Jahrmillionen haben Bienen ähnlich wie Ameisen ein komplexes und gut funktionierendes System entwickelt, wie das Volk funktioniert und überlebt.

Dreh- und Angelpunkt des Volkes ist die Bienenkönigin. Sie ist die einzige Biene, die Nachwuchs produzieren kann und damit das Überleben des Volkes sicherstellt. Daher steht der Schutz der Königin in einem Bienenvolk an erster Stelle. Die Königin entwickelt sich zunächst aus einem normalen Ei einer anderen Königin. Wird die alte Königin verletzt, ist zu alt oder stirbt, wird von dem Bienenvolk eine besondere Wachszelle – die sog. Nachschaffungszelle oder Weiselzelle (siehe Bild rechts) – gebildet und ein dort eingebettet. Nun wird dieses Ei und die spätere Larve mit einem besonderen Futter gefüttert; dem Gelée royal. Dieses einzigartige Futtergelee sorgt für die Entstehung einer neuen Königin aus dem „normalen“ Ei. Wenn die neue Königin geschlüpft ist, wird die alte Königin vom Bienenvolk getötet oder sie ist vorher mit dem halben Volk ausgeschwärmt, um ein neues Volk zu bilden.
Eine Königin legt pro Tag zwischen 1500 und 3000 Eier. Dies ist ihre einzige Aufgabe, nachdem sie begattet wurde. Sie lebt etwa 4-5 Jahre, bis sie keine Eier mehr legen kann und durch eine neue Königin ersetzt wird. Wie man sieht, regiert eine Bienenkönigin ihr Volk nicht, sondern wird von ihrem Volk regiert, solange sie ihre Aufgabe erfüllt.

Die am häufigsten im Volk vorkommende Biene ist die weibliche Arbeitsbiene. Man unterscheidet dabei zwischen den Sommerbienen und den Winterbienen.

Die Sommerbiene durchläuft in der Sommerhälfte des Jahres den üblichen Zyklus ihres kurzen Lebens. Nach dem Schlupf aus der Wabe beginnt die Jungbiene mit der Fütterung der Larven. Nach 6 Tagen sind ihre Milchdrüsen entwickelt und sie kann Gelee Royal produzieren, um eine heranwachsende Königin zu füttern. Ab dem 10. Tag bilden sich die Futterdrüsen zurück und werden von den Wachsdrüsen abgelöst, die zwischen den Streifen am Hinterleib kleine Wachsplättchen absondern. Damit wird aus der Biene nun eine Baubiene. Sie errichtet neues Wabenwerk, reinigt und pflegt alte Waben und nimmt außerdem den Honig der Sammelbienen entgegen, um diesen in die Waben einzutragen und immer wieder umzutragen (siehe "Honig"). Ab dem 18. Tag bereitet sich die Biene auf den Außendienst als Sammlerin vor und muss Wachdienst am Flugloch leisten. Dort wehrt sie fremde Bienen anderer Völker und räuberische Wespen oder Hornissen ab und sorgt bei Bedarf mit intensivem Flügelschlagen am Flugloch für Abkühlung im Bienenstock. Ab dem 20. Tag erreicht die Biene schließlich den letzten Abschnitt ihres Lebens und sammelt im Außendienst als Flugbiene Nektar und Pollen. Überwiegend im Umkreis von 2 Kilometern, jedoch bis zu 8 Kilometer weit fliegt sie am Tag bis zu 400 Blüten an und legt dabei eine tägliche Strecke von rund 85 Kilometern zurück. Obwohl eine Sammelbiene in ihrer Honigblase nur 0,07 Gramm Nektar aufnehmen kann, kann ein Bienenvolk bei guter Trachtlage am Tag bis zu acht Kilo Nektar in den Bienenstock bringen! Nach etwa 40 Tagen ist die Biene verbraucht, wird zur Beute von Vögeln und Spinnen oder fällt zu Boden und stirbt.

Die Winterbiene lebt gegenüber ihrer kurzlebigen Verwandten deutlich länger. Sie hält sich während des Sommerzyklusses sehr zurück und verrichtet nur wenig Pflegearbeiten im Bienenstock. Steht der Winter vor der Tür und geht das Brutgeschäft der Königin stark zurück, verkleinert sich das Bienenvolk auf eine kompakte Kugel innerhalb der Behausung, bestehend aus der Königin und den Winterbienen. Während des Winters sorgt die Winterbiene durch Pflege und Verteilung des Honigs und Ersatzfutters für das Überleben der Königin und des Restvolks, bis im Frühjahr die neuen Bienen heranwachsen und die Winterbienen ihre Aufgabe erledigt haben und sterben.

Die Drohne (eigentlich der Drohn) sind die männlichen Bienen im Stock. Sie werden von den Arbeitsbienen versorgt und gepflegt, bis sie ihren einzigen Zweck erfüllen. Ist eine junge Königin geschlüpft, geht sie mit den Drohnen nach ein paar Tagen auf Begattungsflug. Mehrere Drohnen begatten dann die Königin und sterben nach dem Akt ab. Die Königin trägt danach den Samen mehrerer Drohnen – bestenfalls Drohnen verschiedener Völker – als lebenslangen Vorrat in sich. Bis zur Begattung lebt der Drohn ein faules und gemütliches Leben im Stock, bis er entweder auf Begattungsflug geht oder etwa im Spätsommer von den Arbeitsbienen „herausgeworfen“ wird. Drohnen haben keinen Stachel, sind größer und dicker als weibliche Bienen und deutlich plumper.